CLARA-Studie: Die Angst vor der Atemnot

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Um die Lebensqualität und Einschränkungen im Alltag bei COPD-Erkrankten in Österreich genau zu analysieren, wurde die CLARA-Studie initiiert. Jetzt liegen die Ergebnisse vor. Die Angst vor Atemnot und die Einschränkungen im täglichen Leben belasten die Mehrzahl der COPD-Patienten.

Prim. Doz. Dr. Bernd Lamprecht, Kepler Universitätsklinikum Linz, führte diese Studie in ganz Österreich durch. Dabei ging es darum, ein reales Abbild der Lebenssituation der COPD-Patienten in den Ordinationen der Ärzte zu erhalten. „Wir wollten wissen, wie viele Patienten mit COPD haben welche Beschwerden“, so Bernd Lamprecht. Insgesamt konnten die Daten von über 1.000 COPD-Patienten bei fast 70 Pulmologen und auch bei einigen Allgemeinmedizinern in ganz Österreich analysiert werden. Mittels Frage­bögen wurden von Herbst 2018 bis Jänner 2019 die Daten erhoben. Die Ärzte fügten auch Lungenfunktionswerte und eine persönliche Einschätzung des Gesundheitszustandes der Patienten hinzu.

Prim. Doz. Dr. Bernd Lamprecht
Foto: Wildbild

Die Ergebnisse im Detail

Derzeit gibt es bei den COPD-Patienten noch mehr Männer (60 %) als Frauen (40 %). Bernd Lamprecht: „Die Altersverteilung war mit 66 Jahren gleich wie in den großen klinischen COPD-Studien.“ Schockiert war der Lungenfacharzt aber davon, dass immer noch ein Drittel aller COPD-Patienten aktive Raucher sind. Da müsse von den Ärzten viel mehr Aufklärungs- und Präventionsarbeit geleistet werden.

Die untersuchten Patienten waren überwiegend normalgewichtig oder leicht übergewichtig. Aber es gab neben der COPD auch verschiedene zusätzliche Erkrankungen. Fast die Hälfte hatte eine arterielle Hypertonie, etwa 20 % eine Herzkrankheit, 12 % Diabetes. Generell sind die in den Ordinationen behandelten Patienten mit rund 80 % eher den leichteren Stadien einer COPD zuzuordnen. Rund 74 % der COPD-Patienten hatten in den letzten zwölf Monaten keine bzw. nur eine Exazerbation (akute Verschlechterung der COPD).

Interessant war die Gegenüberstellung der Arzt- und Patienteneinschätzung. Nur vier Prozent der COPD-Patienten bezeichneten ihren Gesundheitszustand als sehr gut, die behandelnden Ärzte glaubten aber, dass es rund zwölf Prozent sehr gut ginge. Hingegen schätzten die Ärzte den Gesundheitszustand bei schweren COPD-Stadien generell schlechter ein als die Patienten selbst.

Husten und Atemnot

Mehr als 50 % der Patienten haben belastenden Husten an mehreren Tagen pro Woche. Bernd Lamprecht: „Aber das eigentliche Hauptsymptom bei immerhin 80 % der COPD-Patienten ist die Atemnot!“ Das müsse in der Behandlung der Erkrankung stärker berücksichtigt werden. Die Atemnot tritt aber nicht nur beim Bergaufgehen oder Treppensteigen auf, jeder vierte COPD-Patient hat sie auch beim Versuch, das Haus zu verlassen, bei der eigenen Körperpflege oder beim An- und Auskleiden. Dies ist den Betroffenen auch peinlich, treibt sie dadurch aber umso mehr in die Isolation.

Denn während Ärzte von Lungensportgruppen oder regelmäßigem Krafttraining träumen, sieht die Selbsteinschätzung viel nüchterner aus. Die Hälfte der COPD-Patienten sieht sich nicht in der Lage Sport auszuüben. Was die Patienten am meisten vermissen: Gartenarbeit, Einkäufe erledigen, einen Spaziergang machen oder mit dem Hund nach draußen gehen. In der Realität ist dies aber oftmals nicht möglich. Bernd Lamprecht: „Dafür müsse man vermehrt Angebote schaffen, um die Patienten stärker zu motivieren, damit sie sich auch ohne Peinlichkeit wieder mehr körperlich betätigen.“

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Aufwind 05/19